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Die Geschenke

Verfasst: 02.02.2019 17:42:02
von Sternenlicht
In der Nähe von Tokio lebte ein großer, heute in die Jahre gekommener Samurai, der sich entschied, jungen Menschen den Zen-Buddhismus zu lehren.

Eines Nachmittags kam ein Krieger, bekannt für seine völlige Skrupellosigkeit, dort an. Der junge und ungeduldige Krieger hatte noch nie einen Kampf verloren. Als er von dem alten Samurai und dessen Ruf hörte, war er gekommen, um diesen zu besiegen und seinen Ruhm zu steigern.

All seine Schüler waren gegen diese Idee, aber der alte Mann akzeptierte die Herausforderung.

So versammelten sich alle auf dem Stadtplatz, woraufhin der junge Mann begann den alten Meister zu beleidigen. Er warf ein paar Steine in seine Richtung, spuckte in sein Gesicht, rief jede nur erdenkliche Beleidigung aus und er beleidigte sogar seine Vorfahren.

Stundenlang tat er alles, um ihn zu provozieren, aber der alte Mann blieb unberührt. Am Ende des Nachmittags zog der ungestüme Krieger, der sich jetzt erschöpft und gedemütigt fühlte, hinfort.

Enttäuscht von der Tatsache, dass der Meister so viele Beleidigungen und Provokationen erhalten hatte, fragten die Schüler:

"Wie können Sie solche Demütigungen ertragen? Warum haben Sie Ihr Schwert nicht benutzt, obwohl Sie wussten, dass Sie den Kampf verlieren könnten, anstatt Ihre Feigheit vor uns allen zu zeigen?"

"Wenn jemand mit einem Geschenk zu Euch kommt und Ihr es nicht annehmt, wem gehört das Geschenk dann?" fragte der Samurai.

"Demjenigen, der versucht hat es zu geben" antwortete einer seiner Schüler.

"Das gleiche gilt für Neid, Ärger und Beleidigungen" sagte der Meister.
"Wenn all dies nicht akzeptiert wird, gehört es weiterhin zu demjenigen, der es mit sich getragen hat."

Quelle: https://paulocoelhoblog.com

Mich erinnert das sehr stark an das erste und vierte Spiegelgesetz:

1. Spiegelgesetz:
Alles, was mich am Anderen stört, ärgert, aufregt und in Wut geraten lässt und ich anders haben will, habe ich selbst in mir.

2. Spiegelgesetz:
Alles, was mir am Anderen gefällt, was ich liebe an ihm, bin ich selbst, habe ich selbst in mir und liebe dies im Anderen.
Ich erkenne mich selbst im Anderen - Wir sind in diesen Punkten eins.
Achten wir doch ganz sorgsam darauf, wie wir Anderen begegnen!